Die großen Komponisten der Vergangenheit haben uns wundervolle unsterbliche Werke hinterlassen. Auch ermöglicht uns die Musik wie keine andere Kunst Einblicke in die Gefühlswelt und die Gedanken der Menschen früherer Zeiten. Leider haben sich die Hörgewohnheiten der Zuhörer von heute gegenüber denen vor 100 Jahren drastisch verändert. Übermächtige Präsenz und ständige Verfügbarkeit der modernen Tonträger und die damit verbundene Dauerbeschallung in öffentlichen und privaten Räumen haben das Publikum zu großen Teilen des aktiven Zuhörens entwöhnt.
Dazu kommt der enorme zeitliche Abstand zur Entstehungszeit der Musik, die in den Konzerten dem Publikum präsentiert wird. Die Folge ist häufig ein passives Konsumieren, seltener ein aktives und verstehendes Hören der Werke in einem Konzertabend. Vielen Zuhörern geht auf diese Weise ein Großteil dessen verloren, was die Musik an Schönem und Faszinierendem in sich verborgen hält.
Deshalb liegt das Besondere meiner Konzerte in den eigenen Einführungen im Verlauf des Abends: Mit Humor und einem Sinn für wissenswerte Details erfahren die Hörer näheres zur Entstehungsgeschichte, den Inspirationsquellen oder der musikalischen Form, historische Zusammenhänge, biographische Details oder Anekdoten aus dem Leben des Komponisten und werden über ausgewählte Klangbeispiele an die Musik herangeführt.
„Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir“
Klaviermusik von Claude Debussy (1862-1918)
Für die farbenreiche Klaviermusik des französischen Komponisten empfinde ich von jeher größte Faszination. Seine sensible Art, sich in die Klangwelt des Klaviers einzufühlen und das Instrument in den feinsten Nuancen sprechen zu lassen, lässt sich nur mit ganz wenigen Komponisten messen. Darüber hinaus kommt Debussy in seiner historischen Bedeutung der Verdienst zu, die Musik am Ende des 19. Jahrhunderts aus ihrer erstarrten Formelhaftigkeit befreit und neuen klanglichen Horizonten zugeführt zu haben, und das immer auf der Grundlage einer eigenen Klangästhetik, die sich stark am Genuss des Hörers orientierte: „Es gibt keine Theorie, das Hören genügt. Das Vergnügen ist das Gesetz!“, so der junge, gegen akademische Regeln bewusst verstoßende Student des Pariser Konservatoriums.
Der Konzertmitschnitt ist als CD erhältlich.
„Nie zuvor gehörte Klänge – ein Streifzug durch die Klaviermusik um 1914“
mit Werken von John Ireland, Joaquin Turina, Arnold Schönberg, Claude Debussy und Sergej Prokofiew
Das Jahr 1914 wurde mit dem Beginn des ersten Weltkrieges als so gravierende Zäsur erlebt, dass es oft als Beginn der Moderne bezeichnet wird. Das trifft auch auf die Musik zu. Außerdem wurden in dieser Zeit, da die Länder Europas noch keine Union bildeten und es noch keine Massenmedien im heutigen Sinne gab, in der Musik stärker als heute die Unterschiede zwischen den Nationen deutlich.
In den Jahren vor 1914 waren die Bestrebungen der Komponisten, eine eigene, nationale Musiksprache zu schaffen, besonders ausgeprägt. Während man sich im Laufe des 19. Jahrhunderts über die Landesgrenzen hinweg überwiegend an musikalischen Traditionen und kompositorischen Vorbildern orientierte und deren Stil weiterentwickelte, besann man sich gerade um die Jahrhundertwende auf die musikalischen Wurzeln des Heimatlandes oder trieb die Entwicklung einer neu ausgerichteten, nationalen Musik mit anderen Mitteln voran.
Die Eckpunkte des Streifzuges bilden die „Decorations“ von John Ireland (1879-1962), klangvolle Naturimpressionen der Channel Islands, und die zweite Klaviersonate Sergej Prokofjews (1891-1953), eines der ersten Zeugnisse russischer Avantgardemusik, verwurzelt in der kompositorischen und folkloristischen Tradition und doch voller provokanter Rhythmen und mit einem modern anmutenden Klangbild. Dazwischen erklingen Werke von Joaquin Turina (1882-1949) aus Spanien, Claude Debussy (1862-1918) aus Frankreich sowie Arnold Schönberg (1874-1951) aus Österreich. Wie breit gefächert und charakteristisch, wie farbenprächtig und klangschön die Musik innerhalb eines Kontinents, der heute so eng zusammengewachsen ist, damals war, kann man an diesem Abend bestaunen.
Der Konzertmitschnitt ist als CD erhältlich.
„Aus der Mode gekommen – unbekannte und unpopulär gewordene Stücke Ludwig van Beethovens im Konzert“
Beethoven war der erste freischaffende Komponist der Musikgeschichte, der ohne feste Anstellung an einem Hof oder bei der Kirche lebte und im romantischen Sinne persönliche und bekenntnishafte Musik schrieb, wie es sie bis dahin nicht gegeben hatte.
Zu Lebzeiten in Wien war er eine gekannte und hochgeachtete Persönlichkeit, und seine Popularität ist bis heute ungebrochen. Viele von Beethovens unsterblichen Werken werden regelmäßig in den Konzertsälen der Welt gespielt, weil die Unmittelbarkeit des Ausdrucks die Menschen damals wie heute erreicht und bewegt.
Und doch gibt es einige Stücke seines umfangreichen Oeuvres, die in unserer Zeit auffallend selten zu hören sind. Einige trafen in früheren Zeiten sofort den Nerv des Publikums und wurden zu regelrechten Gassenhauern, wohingegen ihre Popularität heute ein wenig geschwunden ist. Bei anderen wiederum sind die Schönheiten offenbar zu tief versteckt, um im Konzertsaal wahre Beliebtheit zu erreichen. Allen diesen Werken ist aber die Beethovensche Meisterschaft zu eigen, so dass es höchste Zeit wird, den Schleier der Vergesseneheit von ihnen zu reißen.
Auf verschiedenste Weise „unpopuläre“ Werke also werden in dem Programm zu Gehör gebracht, wobei sich Beethoven in allen Facetten präsentiert: als Meister der Töne, der in seinen Kompositionen den rohen und den zarten Gestus, die pathetischen und die pastoralen Gefühle, die düsteren und die lichten Stimmungen, die lyrischen und die virtuosen Spielarten souverän in eine stimmige Gesamtarchitektur einfügt.
Sonaten B-Dur op. 22 und As-Dur op. 26, 32 Variationen c-moll WoO 80, Rondo a Capriccio op. 129 („Die Wuth über den verlorenen Groschen“) , Sonate c-moll op. 13 (Pathétique)