Düstere Geschichte mit versöhnlichem Ende

Gebrüder Anders feiern im Haus Chorin erfolgreiche Premiere von „Das Kalte Herz“

Chorin. Ein Märchen nur, eine Sage und dennoch von ungeahnter Aktualität. Wilhelm Hauffs „Das kalte Herz“ aus dem Jahre 1827. Die Gebrüder Kenneth und Mark Anders, auch als KammerMusikTheater bekannt, brachten ihre Version des Stücks vor ausverkauftem Haus im Theatersaal des Hotels „Haus Chorin“ zu Gehör. Und das in einer Art und Weise, die fesselnder und authentischer nicht hätte sein können.

Vielen Besuchern des Abends war die Geschichte um den armen Peter Munk aus dem Schwarzwald sicher noch in guter Erinnerung. Hat ihr doch der DEFA-Film mit Erwin Geschonneck aus dem Jahre 1950 ein dauerhaftes Denkmal gesetzt. Die Messlatte für die Premiere, die die Gäste in Chorin erlebten, lag also hoch.Dennoch hatte Hauffs Märchen aus dem Jahre 1827 bei den Gebrüdern Anders, im Wechselspiel zwischen Klavier und Vortrag ein weicheres, nicht so dunkles Timbre, wie in dem alten Schwarzweißfilm. Alles wirkte ein wenig leichtfüßiger und verdaulicher, wenngleich die Botschaft, das Gleichnis unbeschadet blieb. Sicher auch dem klaren, schnörkellosen Bühnenauftritt der Akteure geschuldet, der den Blick auf den Inhalt unverstellt preisgab.

„Der Kohlendreck muss weg“, las und sang Kenneth Anders und verlieh dem mittellosen Kohlenmunk-Peter eine fast greifbare Gestalt, gab der Unzufriedenheit und dem Streben nach Reichtum eine beinahe nachvollziehbare Facette. Das Publikum durchlebte den Aufstieg und den Leidensweg des Köhlers gleichsam im eigenen Geiste und wurde so, durch dessen Läuterung am Ende der Erzählung ebenso erleichtert, wie dieser selbst, als ihm das steinerne Herz endlich wieder genommen wurde. (…)

„Hauffs Schwarzwaldsage hat mich schon immer fasziniert“, gab Kenneth Anders zu Protokoll. Es sei ein richtiges romantisches Märchen, mit guten und bösen Figuren. Trotzdem, ob seiner Thematik, modern, ohne belehrend zu sein. Komme doch die Hauptfigur unseren heutigen Bestrebungen nach Wohlstand und Anerkennung recht nahe, erläutert Kenneth Anders.

Pianist und Bruder Mark hatte eigens für das Stück erstmals die Musik komponiert. So brauche man nicht mehr lange nachzudenken, von wem dieses oder jenes Intermezzo stammen könnte, bemerkte er verschmitzt.

„Nicht immer war der Saal so gut gefüllt. Daher ist der heutige Erfolg auch und im Besonderen dem Durchhaltevermögen der beiden Brüder zu verdanken“, sagte Thomas Lenz, Geschäftsführer des Hotels. Über die gelungene Premiere in seinem Haus zeigte er sich am Ende mehr als zufrieden.

 

Märkische Oderzeitung, November 2010