Verspielt, verträumt, verzaubert
Kenneth und Mark Anders erwecken Janoschs Geschichte zum Leben
von Maria Ugoljew
Eberswalde (MOZ) Ein Klavier, ein Hocker und ein schwarzer Vorhang – mehr brauchen die Brüder Mark und Kenneth Anders nicht für die Premiere ihres Kammer-Musiktheater-Stücks „Der unsichtbare Indianer“. Denn Worte und Melodien reichen aus, um die Gäste am vergangenen Sonnabend im Gemeindezentrum der Stadtkirchengemeinde in eine andere Welt zu versetzen.
In die Welt von Hannes Strohkopp, dem siebenjährigen Jungen, der in der Schule von seinen Mitschülern gehänselt wird und dessen Lehrer ihm täglich Ohrfeigen verpassen. Auch zu Hause wird er nicht ernst genommen. In seiner Not flieht der Junge in eine erdachte Welt, in der ein Straßenköter zum Bärenkönig wird und sein bester Freund ein unsichtbarer Indianer ist. Dank seiner erträumten Helden findet er Kraft und Selbstvertrauen.
Kenneth Anders liest den Text – eine Adaption der Erzählung „Hannes Strohkopp und der unsichtbare Indianer“ von Janosch – so lebhaft vor, dass die Figuren real zu werden scheinen. Mal wispert er, mal schreit er, mal wird seine Stimme tiefer, mal heller. Mal gestikuliert der 46-Jährige wild mit seinen Armen und reißt die Augen auf.
Wunderbar unterstützt werden die Szenen durch die Klaviermusik, die Mark Anders ausgewählt hat. Da erklingen einerseits nachdenkliche Melodien aus Robert Schumanns „Album für die Jugend“, andererseits lebensbejahende Spirituals von Stephen Foster. Zwei Klangwelten, die nicht hätten besser ausgewählt werden können.
„Der unsichtbare Indianer“ ist die achte Inszenierung der Gebrüder Anders. Seit 2003 erarbeiten sie sich ihre Kammer-Musiktheater-Stücke, eine Art Live-Hörspiel. Den Text zu finden, das sei das Schwierigste, meinen beide. „Man liest und liest und liest und liest“, erklärt der Kulturwissenschaftler und Autor Kenneth Anders. Hat man ihn, heißt es noch lange nicht, dass er auch musikalisch funktioniert. „Das ist eine schwierige Suche und ein echter Glücksfall, wenn wir dann mal zusammenkommen“, sagt der 41-jährige Klavierpädagoge Mark Anders.
In „Der unsichtbare Indianer“ ist dem Duo die Zusammenführung von Text und Musik eindrucksvoll gelungen. Das Publikum bedankt sich am Ende mit ausgiebigem Applaus.